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Dienstag, 1. Mai 2012

1. Mai 2012

Heute ist der 1. Mai, der Frühling drängt mit Macht und da paßt kein Gedicht so schön wie das von Eduard Mörike.


Frühling läßt sein blaues Band 
Wieder flattern durch die Lüfte 
Süße, wohlbekannte Düfte 
Streifen ahnungsvoll das Land 
Veilchen träumen schon, 
Wollen balde kommen 
Horch, von fern ein leiser Harfenton! 
Frühling, ja du bist's! 
Dich hab ich vernommen!



Washington, da ist auch Frühling und da wohnen Verwandte von uns. Hallo Tante, hallo Käfer, Hannelou, Astrid!
 "3.000 Kirschbäume, die der japanische Major Yuko Ozaki aus Tokio der Stadt Washington DC im Jahr 1912 als Zeichen der Freundschaft zwischen Japan und der USA einst schenkte. Das Ereignis wird auch heute noch jedes Jahr im Frühling aufs Neue gefeiert und lässt die Stadt am Potomac River zwei Wochen lang ganz unter dem Motto der Kirschblüte stehen." (http://www.reisenews-online.de)



Nun zu etwas ganz anderem.
Unter der Überschrift "Der aufhaltsame Aufstieg einer Partei" schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 30.4.2012:

"Die Piratenpartei hat den Typus des Nerds aus den Tiefen seines Kellers mitten in die Welt geholt. Anstatt weiterhin bei schummrigem Licht Pizza in sich hineinzustopfen und Computer zu hacken, spielt der Nerd, den wir viel zu lange als einflussreiche Größe übersehen haben, nun im politischen und gesellschaftlichen Diskurs eine wichtige Rolle, und das ist erst einmal wichtig und gut. Er reist also zu Parteitagen, spricht in Kameras und lässt sich dabei filmen, wie er auf den Bildschirm seines Notebooks starrt. Doch mit dem Aufstieg kam auch die Angst - und im Moment drängt sich einem der Eindruck auf, dass die größte Angst des Nerds die ist, dass man ihn zurück in den Keller schickt, dass alles plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzt und sich wieder wie früher anfühlt, als im Landschulheim niemand ein Zimmer mit ihm teilen wollte, als er von der Politik nicht als Staatsbürger, sondern als Kind behandelt wurde".

Sehr gut FAZ! Das trifft doch den Sachverhalt deutlich besser als diese devoten Schleimer bei den Grünen, der CDU, der SPD, die jetzt ständig beteuern, dass sie schon lange und schon immer getwittert haben und bei Facebook sind.

Der Aufstieg der Piraten, denen ich durchaus mit Sympathie gegenüber stehe, es hat wirklich etwas erfrischend Respektloses, Unverbrauchtes, Optimistisches an sich, was die Piraten so treiben, ist so nur mit dem Verlust an Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die anderen Parteien zu erklären: Die Banken werden gerettet, da spielen die Milliarden auf einmal keine Rolle, die Schlecker-Frauen aber überläßt man zur "Anschlußverwendung" dem Arbeitsamt. Die Gehälter und Boni der Spitzenmanager steigen wie nie, die Löhne und Gehälter sind real auf dem gleichen Stand wie vor 10 Jahren. Trotz sprudelnder Steuereinnahmen und ständiger Spar-Appelle der Regierung geht die Verschuldung des Bundes und der Länder ständig weiter. Und jeder weiß, wer die Zeche einmal zahlen muß: Otto Normalverbraucher, der kleine Mann von der Straße, Du und ich, aber nicht die wirklich Reichen. 

Das ist der Grund, dass viele Menschen von den "etablierten" Parteien die Schnauze voll haben und nach Alternativen suchen. Ob diese nun komisch aussehen mit Piratentuch auf dem Kopf und Schoßrechner unterm Arm oder wie in Frankreich nationalistische Parolen vertreten (Le Pen) oder wie in Österreich das "Wiener Blut" entdecken, das vor fremdländischer Bedrohung geschützt werden muß (übrigens mit starken Zuspruch gerade unter Jugendlichen mit ursprünglich ausländischen Wurzeln, den Serben z.B.), es ist die Enttäuschung über die regierenden Parteien und Politiker. Man glaubt ihnen nicht, sie sagen nicht die Wahrheit über die Probleme des Landes, sondern nur immer das, was ihnen wahltaktisch nützt. 

Das ist der Grund für den Aufstieg der Piraten, der allerdings nur solange anhalten wird, bis diese Chaos-Truppe selber Verantwortung übernehmen muß. Dann wird sich schnell zeigen, dass man die vielen kleinen und großen Probleme und Aufgaben, die die Politik zu managen hat, nicht mit ständigen Online-Konferenzen und Abstimmungen bewältigen kann. Kein Mensch hat dafür dauernd Zeit und Nerven, die Probleme müssen trotzdem und oft schnell gelöst werden. Deshalb stimmt die Überschrift: der Aufstieg ist nicht unaufhaltsam, die Piraten werden ihn selber aufhalten.

(Stefan)

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