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Dienstag, 11. September 2012

Was würde wohl Marx dazu sagen?

"Guten Tag,
mein Name ist Anahita Mehdipor. Ich bin Deutsche und habe die Krankheit Migration."


So würde ich mich bei den anonymen Migranten vorstellen, nur dass eine derartige Selbsthilfegruppe nicht existiert. Zumindest noch nicht. Mein Krankheitsbild: Ich wurde im Iran geboren und erhielt von meinen im Iran aufgewachsenen Eltern einen iranischen Namen. Dann kam die Migration. Wir zogen als ich 1 1/2 Jahre alt war nach Deutschland. Hier ging ich in einen deutschen Kindergarten machte meinen Schul - und Universitäts - Abschluss und erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Tja, die Folgen meiner Krankheit sind nun, dass ich fließend Deutsch spreche und schreibe und den Status Deutsche mit Migrationshintergrund besitze.

Schmerzen kommen vor allem auf, wenn ich gefragt werde als was ich mich denn fühlen würde: Iranerin oder Deutsche. Nach Lust und Laune fällt die Antwort mal negativ: "Ich fühle mich keiner Nation zugehörig" mal positiv "Ich fühle mich beider Nationen zugehörig" aus. Heute durfte ich dann beruhigend feststellen, dass ich nicht alleine mit dieser Krankheit lebe. Deutschlandradio Kultur hat einen Beitrag mit dem infizierten Journalisten Nicol Ljubic veröffentlicht. Seine Alltagssymptome mit dieser Infektion sind mir sehr vertraut.

Ich heiße Ljubic, Nicol Ljubic. "Sie sind aber nicht von hier, oder?", sagt mein Gegenüber. Ich sage dann, dass ich in Kroatien geboren wurde, und er sagt: "Sie sprechen ja aber akzentfrei Deutsch!" (...) Deutsche wie ich werden als "Deutsche mit Migrationshintergrund" bezeichnet; warum eigentlich? Warum werden wir nicht einfach als Deutsche bezeichnet wie andere auch?
(...) Meine beiden Söhne tragen auch den Nachnamen Ljubic. Sie hätten den deutsch-klingenden Namen ihrer Mutter haben können, aber das wollten wir nicht. Dieses Land soll sich daran gewöhnen, dass Deutsche auch Ljubic heißen können - obwohl sie nicht mal einen Migrationshintergrund haben.
  
Deutsche dieses Landes vereinigt Euch!


Anna


Mehr dazu: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1862535/