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Sonntag, 27. Mai 2012

Meine Meinung zu den Landtagswahlen in NRW

Die Grünen in NRW sind sehr zufrieden mit dem Wahlerbebnis. Stabile rot-grüne Mehrheit, Primärziel erreicht, Dank an die Wählerinnen und Wähler usw.

Ich bin nicht zufrieden.

Die Grünen haben gegenüber 2010 leicht verloren, 0,8%, sie haben die Beteiligung an der Regierung nicht nutzen können, um sich zu verbessern, sie stellen für einen Großteil der Wähler keine echte Alternative dar. Das finde ich insgesamt enttäuschend.

Der Grund:
Die Grünen stehen für Nachhaltigkeit. Dieses Prinzip haben sie mißachtet, weil sie die Verschuldung des Landes ungebrochen weiter vorangetrieben und mitgetragen haben.

Man möge bitte bedenken, dass Geld nur dann Wert hat, wenn es durch entsprechende Werte in der Realität gedeckt ist. Der Geldmenge muß die entsprechende Menge an realen Produkten und Dienstleistungen gegen über stehen, dann ist die Währung stabil. Sonst hat man Monopoly-Geld.

Und wenn man Jahr für Jahr mehr ausgibt als man einnimmt, dann nimmt man Werte, Produkte, Dienstleistungen in Anspruch, die einem nicht gehören. Man lebt auf Kosten der Zukunft, man verschuldet sich. Das paßt zum Spruch "Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt", der Gründungsparole der Grünen, wie die Faust aufs Auge.

Und damit verlieren die Grünen das wichtigste, was Politiker haben: Glaubwürdigkeit. Deswegen kommen die NRW-Grünen nicht voran, sondern stagnieren.

Mehr gibt es im Kern dazu nicht zu sagen. Der Rest ist jetzt Ausschmückung.




Die aktuellen Umfragen in Baden-Württemberg¸ die die Grünen bei 28% sehen, zeigen, was grundsätzlich möglich ist.
Das Thema, das die Wähler in NRW am wichtigsten fanden, war das Thema Haushalt und Finanzen.

Die CDU hat dieses Thema zu ihrem Schwerpunkt im Wahlkampf gemacht. Sie hat aber selber keine einzigen konkreten Vorschlag gemacht, wie man von der Verschuldung herunter kommen könnte.

Und die CDU auf Bundesebene hat selber die Neuverschuldung voran getrieben und hat damit jede Glaubwürdigkeit auf diesem Gebiet verspielt. 

Das hat vele Wähler des bürgerlichen Lagers zur FDP getrieben, die von der CDU und insbesondere auch von Röttgen enttäuscht waren. Immerhin hat die FDP den Haushalt des Landes platzen lassen, weil ihr die Einsparungen nicht weit genug gingen. Lindner ist es gelungen, diesen Vorgang als konsequentes, charakterfestes Verhalten der FDP zu verkaufen. Das ist ihm offensichtlich gut gelungen.
Die Stärke der SPD war die Schwäche der CDU und die Beißhemmung der Grünen. Neben einem halbherzigen, von der eigenen Basis nicht getragenem Röttgen, der einen Fehler nach dem anderen machte (keine Bereitschaft sich in jedem Fall 100% für NRW einzusetzen, Kadidatur in einem aussichtsloser Wahlkreis, Streichung der Sparvorschläge der CDU-Landtagsfraktion, Versuch Merkel mit ins untergehende Boot zu ziehen), konnte Hannelore Kraft leicht als besorgte Landesmutter glänzen mit NRW im Herzen und Ketchup im Blut.

Die SPD mußte sich nicht wirklich mit unangenehmen Fragen auseinander setzen. Z.B, wie es funktionieren soll, "kein Kind zurück zu lassen", wenn noch 100.000 Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahren fehlen.  Oder was passieren wird, wenn die Zinsen steigen, die gegenwärtig auf einem historischem Tiefstand sind. Oder was die SPD plant, wenn die Konjunktur schwächelt und die Steuereinnahmen nicht mehr so sprudeln wie in den letzten 3 Jahren. Oder wie sie mit den Pensionslasten umgehen wollen, die immer mehr den Haushalt belasten werden.

Bereits heute machen die festen Verpflichtungen (Personalkosten und Ausgaben für Soziales) und die Altlasten (Zinszahlungen, Schuldendienst, Pensionszahlungen an Beamte) 65% des Landeshaushalts aus. Da bleibt nicht viel Spielraum für die Politik.

Alles legitime und notwendige Fragen, wenn man sich mit Landespolitik in der Zukunft befaßt. Sie haben keine Rolle gespielt in diesem Wahlkampf, weil die CDU schwächelte und die Grünen dies alles nicht thematisiert haben und die SPD nicht gestellt haben auf diesem Gebiet.

Den Grünen ist es dann bei zunehmender Personalisierung des Wahlkampfes - Kraft oder Röttgen - nicht gelungen, sich zu profilieren. Sie haben solide gearbeitet, sich keine Skandale geleistet und waren Motor und treibende Kraft der Regierung. Deshalb konnten sie ihren Stimmenanteil in etwa halten, haben aber nicht dazugewonnen, obwohl die Umfragen ja zunächst sehr gut aussahen.

Eine überzeugende Botschaft aber, warum man sie wählen sollte, haben sie nicht gehabt. Das Thema Atomkraft ist durch, der Schulkompromiß war gestern und für eine wirkliche finanzielle Entlastung der Kommunen fehlt das Geld.

Wenn ich das Thema vorgebracht habe, wurde mir immer entgegnet, dass a) die anderen auch alle Schulden machen würden (was nicht stimmt, keineswegs alle, weder alle Bundesländer, noch alle Kommunen und auch nicht alle Staaten innerhalb der EU)
und b) man eben die Einnahmen erhöhen müßte.

Da fällt dann immer das Stichwort Transaktionssteuer, das heißt die Besteuerung beim Kauf von Aktien und anderen Transaktionen an der Börse.

Selbst wenn sie kommen sollte, bringt sie etwa 20 Milliarden Euro jährlich bundesweit ein. Der Staat hat aber Schulden von 1,5 Billionen Euro, also 1500 Milliarden. Jeder mag sich selber ausrechnen, wie lange man diese Steuer kassieren müßte, um unseren Schuldenberg abzutragen, ich komme auf 75 Jahre.

Vorausgesetzt, diese Einnahmen würden tatsächlich zur Schuldentilgung verwendet werden. Tatsächlich wird es aber 100 gute Zwecke geben, für die dieses Geld ausgegeben werden könnte: Bildung, Schulen, Umweltschutz, Verteidigungsausgaben (wenn die internationalen Konflikte zunehmen), Energiewende ...


Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass sich die Grünen in ihrem Grundsatzprogramm für einen schlanken Staat ausgesprochen haben, also nur soviel Staat wie nötig haben wollen und stattdessen für die Zivilgesellschaft, für die Bürgergesellschaft eintreten. Das heißt, dass das, was die Gesellschaft selber regeln und organisieren kann, auch von der Gesellschaft, von den Bürgern selber erledigt werden soll und nicht vom Staat. Dies ist grüner Grundsatz! Man kann auch sagen, das ist eine Form der Basisdemokratie.

Das war für mich ein entscheidender Grund, warum ich bei den Grünen eingetreten bin.
Wir wollen keinen allmächtigen Staat, der alles regelt von der Wiege bis zur Bahre, wir wollen keine Beamte und Funktionäre, die uns auf Schritt und Tritt sagen, was wir tun dürfen und was nicht.

Das ist ein fundamentale Unterschied zur Staatsgläubigkeit der SPD, die in der umfassenden staatlichen  Fürsorge, aber eben auch Kontrolle, das Heil sieht.

Das Problem dabei ist, dass die Politiker, die die Entscheidung über die Verteilung und Verwendung der öffentlichen Gelder haben, in der Regel nur bis zur nächsten Wahl und bis zu ihrer eigenen Wiederwahl denken. Die langfristigen Probleme und die internationalen Verpflichtungen und Aufgaben, die über eine Legislaturperiode hinaus gehen, fallen dabei durch den Rost.

Kurz gesagt, und damit möchte ich hier aufhören: Die Gesellschaft, die Bürger, Vereine, Organisationen, auch die Unternehmen müssen die langfristigen Aufgaben, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft nötig sind, selber in die Hand nehmen. Die Politik in Form der heutigen Parteiendemokratie ist hier überfordert und, ich glaube man muß es so hart sagen, am Ende.
(Stefan)

Dienstag, 8. Mai 2012

Karlsruher Sport Club

Wie war es denn so in Karlsruhe?


Ich hatte zu meinem letzten Geburtstag im Oktober eine Eintrittskarte für das letzte Spiel der 2. Bundeslige Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt geschenkt bekommen, also am Sonntag, 6.5.2012. Und so sind Jürgen, Ralf, Michael und ich zum Spiel gegangen.


Ich finde es immer wieder ein Erlebnis an sich, der Anmarsch (1 Stunde zu Fuß), die Atmosphäre, die Farben, die sich langsam, je näher man dem Stadion kommt, verdichtenden Menschenmassen, die Diskussionen um und über den Fußball, die Erinnerungen an vergangene Spiele und wie man selber noch gekickt hat, die Gesänge, die Sprechchöre, das aufgebrachte Geschrei einzelner Besucher (Tempo! Gelbe Karte! Vom Platz, aber sofort!), das Geraune, das als Ausdruck kollektiven Empfindens durch das Stadion geht ....


Deshalb war auch dieses Spiel ein Erlebnis. Für den KSC ging es um Abstieg, für die Eintracht um die Ehre. Nun, ein gutes Pferd springt so hoch wie es muß. Daran hat sich die Eintracht gehalten. Nach dem Aufstieg in die 1. Liga fest stand, haben sie es sehr, sehr ruhig angehen lassen, gerade soviel, dass man nicht von Arbeitsverweigerung sprechen konnte. Also ein ziemlicher Grottenkick.


Aber die Pyro-Choreographie der Eintracht-Fans hat schon etwas Angst machendes und hat doch auch etwas Grandioses. Uuuiiiii!! Sie brannten Bengalos ab und hüllten einen Teil des Stadions in schwarze Rauchwolken. Und die Polizei lieferte am Ende des Spiels eine prachtvolle Parade ab, wie ich sie beim Fußball noch nie gesehen habe. Einschließlich Pferdeshow. War ein bisschen dick aufgetragen.




Aufstieg ins Wildparkstadion bei bestem Maiwetter


Warmmachen


Das Badnerlied wird gesungen, das Stadion singt mit, die Schals und Transparente geschwenkt






Der Eintracht-Block




Angeblich waren 1800 Polizisten im Einsatz, plus 800 Ordner




Auch für's Auge wurde etwas geboten


Ralf, Jürgen und ich. Michael hat das Foto gemacht. Schön war's!


(Stefan)

Montag, 7. Mai 2012

Wahlkampf

Nachdem in Schleswig-Holstein gewählt wurde, bleiben nur noch wenige Tage bis zur Wahl in NRW. Und da möchte ich die Gelegenheit nutzen, auch die auswärtigen Leser, auf die schönen Wahlplakate hinzuweisen.


Der Hit ist sicherlich das Plakat der SPD.






Ja, das muß man erst mal wirken lassen.
Es soll wohl Identifikation ausdrücken, mit dem Ruhrpott, Arbeitermilieu, den einfachen Leuten. Dabei kommt es nicht auf den Inhalt an, sondern auf die Botschaft. Insofern unterscheidet sich diese Kampagne nicht groß von den Piraten, denen man ja immer vorwirft, sie hätten keine klaren Inhalte. Und was ist das, bitteschön?


Dazu paßt das 2. Plakat der SPD.


Ich wundere mich nicht, wenn junge Menschen oder überhaupt kritische Menschen sich von den Parteien abwenden. Das ist reine Reklame, ohne politischen Inhalt oder Aussage. Die Parteien treiben mit solchen Kampagnen die Entpolitisierung voran. Wie soll man sich denn für so einen Quatsch ernsthaft begeistern oder auch nur interessieren?


Dann ein Plakat der Grünen. Es zeigt die Spitzenkandidatin der Grünen und Ministerpräsidentin Kraft.


Tatsache ist, dass das Land NRW 2011 deutlich mehr Steuern eingenommen hat, als erwartet worden war: 5 Milliarden. TROTZDEM haben sie noch 3,8 Milliarden NEUE Schulden gemacht.

Die Behauptung, das seien Investitionen, um spätere Reparaturkosten zu vermeiden, stimmt nicht: Die Hochschulgebühren machen gerade mal 250 Millionen aus, das 3. beitragsfreie Jahr im Kindergarten kostet 150 Millionen. Das sind zusammen 400 Millionen. Und die anderen 8,4 Milliarden, wofür wurden die ausgegeben? Ich finde es nicht schön, wenn diese Frauen weiter den Haushalt des Landes NRW machen und weiter Schulden anhäufen, die künftige Generationen abtragen müssen, wenn diese Damen schon lange nicht mehr sind.


Kommen wir zur FDP, die jetzt nicht mehr Steuersenkungspartei ist, sondern die Schulden senken will. Die Frage ist allerdings, warum sie damit nicht im Bund anfängt. Da könnte sie ja mal als Regierungspartei zeigen, wie das geht. Im Übrigen war sie in NRW an der Vorgängerregierung Rüttgers beteiligt, die wie ihre Vorgänger und ihre Nachfolger Jahr für Jahr neue Schulden den alten zugefügt hat. 



Auch die CDU redet von Verantwortung und Schuldenstaat, dabei macht ihr Finanzminister Schäuble auf Bundesebene 34 Milliarden neue Schulden. Es ist schon ziemlich unverfroren, dann mit solchen Plakaten aufzutauchen:




Hier zwei Schmankerl von den Linken.



Seit wann wird bei Landtagswahlen über Löhne entschieden? 






Ich will aber nicht in die Kita!


Und dann die Piraten:



Ah, ja. So genau wollten wir es gar nicht wissen!





Otto wählen - die Alternative! Oder doch besser Currywurst?

(Stefan)

Donnerstag, 3. Mai 2012

Aufstieg!







Der Verein meines Herzens ist wieder da, wo er hingehört. Nach einem fürchterlichen Jahr in der 2. Liga ist die Eintracht aus Frankfurt wieder erstklassig und darf von Eurobabokal, Meister usw. träumen. Beim letzten Wiederaufstieg, ja sie ist etwas wechselhaft, die Mannschaft, hieß es noch auf einem großen Transparent im Stadion:


Zurück im glorreichen Schein
erstrahlt unsere Diva vom Main!


Jetzt wurde im Blog (blog-g.de), ein Hort der Kurzweil, der Freude und des gepflegten Sarkasmus, der das Fan-Sein in schweren Zeiten erleichtert, gedichtet. Der Kenner erkennt sofort die Anlehnung an die "Internationelen" und Bruno ist unser Sportdirektor Bruno Hübner.


"In Stadt und Land ihr Eintrachtleute
Wir sind der stärkste Kick-Verein
Köhler und Meier kehrt beiseite
Eintracht muß Deutscher Meister sein
Reinen Tisch macht endlich mit den Bayern
Heer der Eintrachtfans wach auf
Die Meisterschaft werden wir feiern
Nur mit dem Bruno geht’s hinauf
Bruno hör’ die Signale
Auf zum letzten Gefecht
Die Klasse zu erhalten
Das ist für uns zu schlecht"


 
Am Sonntag werde ich in Karlsruhe sein, da findet das letzte Spiel der Saison statt und der Aufstieg wird gefeiert!


(Stefan)

FDP, Piraten

Urban Priol in ”Neues aus der Anstalt", über die FDP. Peng, das sitzt.
 Und ein wunderschönes Lied über die Piraten.


(Stefan)













Dienstag, 1. Mai 2012

1. Mai 2012

Heute ist der 1. Mai, der Frühling drängt mit Macht und da paßt kein Gedicht so schön wie das von Eduard Mörike.


Frühling läßt sein blaues Band 
Wieder flattern durch die Lüfte 
Süße, wohlbekannte Düfte 
Streifen ahnungsvoll das Land 
Veilchen träumen schon, 
Wollen balde kommen 
Horch, von fern ein leiser Harfenton! 
Frühling, ja du bist's! 
Dich hab ich vernommen!



Washington, da ist auch Frühling und da wohnen Verwandte von uns. Hallo Tante, hallo Käfer, Hannelou, Astrid!
 "3.000 Kirschbäume, die der japanische Major Yuko Ozaki aus Tokio der Stadt Washington DC im Jahr 1912 als Zeichen der Freundschaft zwischen Japan und der USA einst schenkte. Das Ereignis wird auch heute noch jedes Jahr im Frühling aufs Neue gefeiert und lässt die Stadt am Potomac River zwei Wochen lang ganz unter dem Motto der Kirschblüte stehen." (http://www.reisenews-online.de)



Nun zu etwas ganz anderem.
Unter der Überschrift "Der aufhaltsame Aufstieg einer Partei" schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 30.4.2012:

"Die Piratenpartei hat den Typus des Nerds aus den Tiefen seines Kellers mitten in die Welt geholt. Anstatt weiterhin bei schummrigem Licht Pizza in sich hineinzustopfen und Computer zu hacken, spielt der Nerd, den wir viel zu lange als einflussreiche Größe übersehen haben, nun im politischen und gesellschaftlichen Diskurs eine wichtige Rolle, und das ist erst einmal wichtig und gut. Er reist also zu Parteitagen, spricht in Kameras und lässt sich dabei filmen, wie er auf den Bildschirm seines Notebooks starrt. Doch mit dem Aufstieg kam auch die Angst - und im Moment drängt sich einem der Eindruck auf, dass die größte Angst des Nerds die ist, dass man ihn zurück in den Keller schickt, dass alles plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzt und sich wieder wie früher anfühlt, als im Landschulheim niemand ein Zimmer mit ihm teilen wollte, als er von der Politik nicht als Staatsbürger, sondern als Kind behandelt wurde".

Sehr gut FAZ! Das trifft doch den Sachverhalt deutlich besser als diese devoten Schleimer bei den Grünen, der CDU, der SPD, die jetzt ständig beteuern, dass sie schon lange und schon immer getwittert haben und bei Facebook sind.

Der Aufstieg der Piraten, denen ich durchaus mit Sympathie gegenüber stehe, es hat wirklich etwas erfrischend Respektloses, Unverbrauchtes, Optimistisches an sich, was die Piraten so treiben, ist so nur mit dem Verlust an Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die anderen Parteien zu erklären: Die Banken werden gerettet, da spielen die Milliarden auf einmal keine Rolle, die Schlecker-Frauen aber überläßt man zur "Anschlußverwendung" dem Arbeitsamt. Die Gehälter und Boni der Spitzenmanager steigen wie nie, die Löhne und Gehälter sind real auf dem gleichen Stand wie vor 10 Jahren. Trotz sprudelnder Steuereinnahmen und ständiger Spar-Appelle der Regierung geht die Verschuldung des Bundes und der Länder ständig weiter. Und jeder weiß, wer die Zeche einmal zahlen muß: Otto Normalverbraucher, der kleine Mann von der Straße, Du und ich, aber nicht die wirklich Reichen. 

Das ist der Grund, dass viele Menschen von den "etablierten" Parteien die Schnauze voll haben und nach Alternativen suchen. Ob diese nun komisch aussehen mit Piratentuch auf dem Kopf und Schoßrechner unterm Arm oder wie in Frankreich nationalistische Parolen vertreten (Le Pen) oder wie in Österreich das "Wiener Blut" entdecken, das vor fremdländischer Bedrohung geschützt werden muß (übrigens mit starken Zuspruch gerade unter Jugendlichen mit ursprünglich ausländischen Wurzeln, den Serben z.B.), es ist die Enttäuschung über die regierenden Parteien und Politiker. Man glaubt ihnen nicht, sie sagen nicht die Wahrheit über die Probleme des Landes, sondern nur immer das, was ihnen wahltaktisch nützt. 

Das ist der Grund für den Aufstieg der Piraten, der allerdings nur solange anhalten wird, bis diese Chaos-Truppe selber Verantwortung übernehmen muß. Dann wird sich schnell zeigen, dass man die vielen kleinen und großen Probleme und Aufgaben, die die Politik zu managen hat, nicht mit ständigen Online-Konferenzen und Abstimmungen bewältigen kann. Kein Mensch hat dafür dauernd Zeit und Nerven, die Probleme müssen trotzdem und oft schnell gelöst werden. Deshalb stimmt die Überschrift: der Aufstieg ist nicht unaufhaltsam, die Piraten werden ihn selber aufhalten.

(Stefan)