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Dienstag, 26. Juni 2012

Zu alt für's betreute Wohnen

Also ich glaube, dass Deutschland gegen Italien diesmal gewinnt. Bisher haben wir ja in Turnieren immer verloren. Das lag daran, dass ich nicht mitgespielt habe.

Scherz beiseite. Unsere Jungs sind diesmal gut drauf. In den Interviews mit Neuer, Lahm, Hummels, Khedira, Gomez, Klose war eine ziemliche Souveränität zu spüren. Die auf Leistung und Bewußtsein über die eigene Leistungsfähigkeit beruht. Nicht überheblich, aber auch nicht schamhaft. Sondern eben selbstbewußt. Taktisch, konditionell, technisch, mental gut drauf. Die Italiener dagegen haben keine besondere Taktik. Die stehen zu viert um den Ball und machen dann irgendetwas Geniales. Das weiß keiner vorher, entzieht sich auch den Trainerweisheiten. Das macht sie unberechenbar und nicht kalkulierbar. Es wird mit Sicherheit knapp und spannend.

Ich meine alleine Buffon"Im Fußball gibt es so etwas wie eine göttliche Gerechtigkeit, die Ausgleich schafft für alles im Leben."


Ja, das ist es doch: Ausgleich für alles im Leben! Göttliche Gerechtigkeit auf dem Platz! Wo gibt es das denn sonst? So ist das mit den Elfmetern, Abseits und nicht gegebenen Toren. Das sagt dieser Torwart. Gefällt mir!




Oder Pirlo. 

"Andrea Pirlo ist offiziell erst 33 Jahre alt, aber das kann nicht stimmen. Pirlo hat das Gesicht eines in Ehren ergrauten Apachen-Häuptlings, seine Frisur gibt es seit etwa 30 Jahren gar nicht mehr und so wie er Fußball spielt, dürften seine Mitspieler nicht Daniele De Rossi oder Mario Balotelli, sondern Günter Netzer oder Wolfang Overath heißen."

Der Lombarde aus Brescia hat tiefe Falten bekommen, ... (FR)

Tja, und da muß ich sagen, angesichts des Alters der Protagonisten, die Deutschen sind 24,4 Jahre alt, die Italiener bei gefühlten 33. Wem gehören da meine Sympathien? Ein neuer Aspekt, der bedacht werden will!


(Stefan)









Wieder zu Hause - und Fußballzeit

Wir begrüßen unsere beiden Reisenden, Anna und Jonathan, mit einer kleinen Grillparty. Aus Italien haben sie uns nichts erzählt, im Blog jedenfalls nicht, was schade ist. Aber da war wohl kein Internet verfügbar. Vielleicht kommt ja noch ein Nachtrag ...


Im Garten - es hat geschmeckt

Stefan, Max, Jonathan, Vera (hinten), Anna, Mita, Elke (vorne)
Kamera: Selbstauslöser




Zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat der Leser Norbert Wolf in der Zeit vom 21.6.2012 ein Gedicht geschrieben, frei nach Joseph von Eichendorff "Weihnachten", das ich Euch nicht vorenthalten möchte.



Fußballzeit

Markt und Straßen sind verlassen. 
Glotze läuft in jedem Haus.
Drinnen sind die Menschenmassen:
Das sieht ganz nach Fußball aus.

An den Fenstern hocken Frauen,
Starren in die weite Welt,
Während Kids verwundert schauen:
Gassen jetzt als Tummelfeld?

Championships in der Urkaine,
Fast vier Wochen Kicker-Fest!
Timoschenko, ho, Du Feine -
Ob es dich vergessen lässt?

Doch gespielt wird auch in Polen:
Danzig deutsches Team Quartier.
Ruh und Kraft will man hier holen;
Mancher muss auch zum Barbier.

Miro Klose, Luk Podolski
Fühl'n sich wie zu Hause nun,
Sprechen einmal wieder Polski,
Wenn sie aus den Fußballschuh'n.

Deren Stollen, kleine Hacker,
Pflügen tief den Strafraum um;
Drum heißt der jetzt "Mertesacker":
Wiese nimmt es ihm nicht krumm.

Bälle hoch - als echte Kerze -
Schlägt bisweilen Philipp Lahm;
Neuer schreit: "Lass diese Scherze!"
Da wird selbst Mats Hummels zahm.

Portugal und Niederlande
Und dazu noch Dänemark -
Wie kommt Deutschland da zurande?
Sind mitnichten weich wie Quark!

Spanien, England, Frankreich, Schweden,
Polen und Italien
Machen auch wohl von sich reden,
Träumen von Pokalien.

Und ich? Wand're aus den Mauern!
You will know, what I am doing -
Will zu Hause nicht versauern,
eile flugs zum Public Viewing! 




(Stefan)

Samstag, 2. Juni 2012

Schülerticket

Das Schülerticket meines Sohnes gilt leider nur bis zum 31. August. Wir wohnen fußläufig zur Schule. Aber für Fahrten nach Bonn oder Köln hatten wir ein Schülerticket abonniert, das für günstige 13,80 Euro im Monat alle Fahrten abgedeckt hat.
Mit der Begründung, es gäbe eine "wachsende Nachfrage im Verbundgebiet" und "veränderte Rahmenbedingungen durch die Ganztagsschulen", so steht es im Anschreiben des Verkehrsverbundes, das ich soeben erhalten habe, wird das neue Ticket nun im Abo etwa viermal so teuer (69,60Euro). Aber in den Zeitungen steht nichts, das wird einfach so hingenommen.

(Frau Lehmann)

Betreuungsgeld

 Für 2013 wurde der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter 3 Jahren von der Bundesregierung per Gesetz beschlossen, dem Kinderförderungsgesetz.  Ich frage mich, ob es Sache des Staates ist, Kinderbetreuung zu organisieren. Warum wird Kindererziehung vom Staat geregelt? Ist das nicht Sache der Eltern? Warum setzen Eltern Kinder in die Welt, wenn sie sie dann an den Staat bzw. eine staatliche Einrichtung abzutreten? Ich finde, das können die Eltern selber regeln, entweder in dem sie die von ihnen ja nun auch in die Welt gesetzten Kinder selbst betreuen oder indem sie die Betreuung organisieren (Tagesmütter) oder indem der Arbeitgeber dies organisiert, wenn es ihm wichtig ist. Wie gesagt, es geht um Kinder unter 3 Jahren.

Wenn der Staat eingreift, wird es bürokratisch. Muß es auch, weil es regelmäßig, berechenbar, einklagbar, organisiert, überprüfbar, rechtlich abgesichert sein muß. Der Staat muß schließlich Rechenschaft ablegen.

Also wird im Gesetz geregelt wie es mit Gebäuden, Erzieherinnen, Mindesqualifizierung, Rechtsanspruch und Finanzierung aussieht.

Nur: der Staat hat kein Geld und trickst deshalb jetzt herum. Umsetzen müssen das Gesetz die Städte und Gemeinden, die unterste Ebene des Staates. Wenn Eltern 2013 gegen das Gesetz klagen, weil sie einen Betreuungsplatz beanspruchen, aber ihnen kein Platz zur Verfügung gestellt werden kann, dann klagen sie gegen die Kommune. Die Kommunen aber warten auf kostendeckenden Zuschüsse durch den Bund, die sie nicht erhalten. Viele Kommunen, gerade in NRW, sind im Nothaushalt, auf deutsch gesagt, pleite. Sie überlegen, zum Beispiel im Rhein-Sieg-Kreis, ob sie gegen das Gesetz klagen. "Wir haben das Gesetz nicht gemacht, sollen aber zahlen. Das ist nicht zumutbar.", sagt etwa der Bürgermeister von Rheinbach bei Bonn, Stefan Raetz.

Es fehlt es an Betreuungsplätzen und an ausgebildeten Erzieherinnen. Deshalb jetzt das 10-Punkte Programm von Ministerin Schröder, um zu retten, was zu retten ist.  Die Reaktionen darauf sind sehr skeptisch.

http://www.eltern-helfen-eltern.org/Bilderaktuell/MZ-Betreuungsgeld-290412.jpg


Für alle Eltern, die das Betreuungsangebot nicht wahrnehmen, wird angeboten, dass sie 150 Euro pro Monat und Kind bekommen, wenn sie das Kind selber betreuen. 

Kosten: etwa 1,2 Milliarden Euro.

Also zusammengefaßt:
Es wird ein Rechtsanspruch geschaffen, der finanziell nicht abgesichert ist. Für diejenigen, die diesen Rechtsanspruch nicht nutzen, wird eine Ersatzzahlung geleistet für etwas, was bisher selbstverständlich war und den Staat nichts gekostet hat: Kindererziehung.

Ich kann die Logik dabei nicht nach vollziehen.


Eine Erklärung, warum die Hartz IV-Empfängern das Betreuungsgeld logischerweise nicht bekommen und ein Kommentar aus der Süddeutschen Zeitung:
http://www.sueddeutsche.de/thema/Hartz_IV 
"Gebt uns Zeit nicht Geld" und "Sie haben es so gewollt".


Und für meinen grünen Freunde, die jetzt gegen die "Herdprämie", das Betreuungsgeld,  wettern, zur Erinnerung:

Grünes Grundsatzprogramm von 1980

"1.5 Kinder
Die Mütter oder Väter, die sich aus erzieherischer Verantwortung überwiegend ihren Kindern widmen, gegebenenfalls unter Verzicht auf die Ausübung ihres Berufes, leisten eine Arbeit von größter gesellschaftlicher Bedeutung. Damit die spätere Entwicklung des Kindes ungestört verlaufen kann, sollte in den ersten Jahren möglichst kein Wechsel der Bezugspersonen stattfinden. Darum fordern wir entsprechende Angebote hauswirtschaftlicher und pädagogischer Ausbildung und ein Erziehungsgehalt. ...

Darum fordern wir:
- Entsprechende hauswirtschaftliche und pädagogische Ausbildung. - Ein Erziehungsgehalt für den Elternteil, der zugunsten eines Kleinkindes auf die Berufsausübung verzichtet."


 (Stefan)